Rosegarden im Wildgarten Am Rosenhügel, Liesing, Wien

Rosegarden im Wildgarten, Am Rosenhügel, Liesing, Wien
Niedrigenergiehaus
Baugruppenwettbewerb Siegerprojekt 2016, Fertigstellung 2020

Soziale Nachhaltigkeit
Alltagstauglichkeit

Die Wohnungen wurden zum Teil gemeinsam mit den zukünftigen Bewohnern und Bewohnerinnen geplant und entsprechen somit in hohem Maße deren Bedürfnissen. Alle Wohnungen verfügen über wohnungsbezogene Freiräume. Fahrrad- und Kinderwagenabstellmöglichkeiten sowie Kellerabteile sind vorhanden. Zusätzlich bietet das Projekt eine große Bandbreite an Gemeinschaftsräumen, die eine Ergänzung zum privaten Wohnbereich darstellen.

Kostenreduktion durch Planung

Die großzügigen Gemeinschaftsräume ermöglichen eine teilweise Auslagerung von Funktionen (Bewirtung von Gästen in der Gemeinschaftsküche, Feiern im Multifunktionsraum, Arbeiten im Denklabor etc.) und damit eine Reduktion der individuellen Wohnfläche.

Die Stellplatzverpflichtung für das Projekt beträgt 3 PKW. Die meisten Mitglieder nutzen öffentliche Verkehrsmittel oder fahren mit dem Fahrrad und haben ein Interesse an alternativen Mobilitätskonzepten. Geplant ist derzeit ein Fahrzeug-Sharing-Verbind „Rose Garden“ mit E-Bikes, Lastenfahrrädern, einem Van und einem Elektroauto, der evtl. auch auf den Wildgarten ausgeweitet werden soll.

Wohnen in Gemeinschaft

Über die rein funktionalen haushaltsübergreifenden Angebote hinaus (Waschküche etc.) bietet eine große Bandbreite an Gemeinschaftsräumen Gelegenheit für nachbarschaftliche Kontakte in Form alltäglicher Begegnungen und gemeinsamer Aktivitäten. Diese sind teils projektintern konzipiert, teils halb-öffentlich bzw. öffentlich und wurden gemeinsam mit den Mitgliedern der Kerngruppe ihren Interessen und Bedürfnissen entsprechend entwickelt:

Das Kreativlabor (Erdgeschoß Haus 2) ist als inspirierender, kommunikativer Handwerksraum für Tätigkeiten wie Nähen, Goldschmieden oder Emaillieren gedacht und bildet eine der zentralen Schnittstellen nach außen

Der Salon (Erdgeschoß Haus 1) ist das gemeinschaftliche Herz des Projekts. Er ist zugleich Küche, Speiseraum und kollektives Wohnzimmer. An den Salon angeschlossen befindet sich mit Sichtverbindung ein Kinderspielraum.

Der Multifunktionsraum (Keller Haus 1) dient als Versammlungsraum für das ganze Wohnprojekt. Hier können größere Feste, Veranstaltungen, Kurse, Seminare, Ausstellungen, Flohmärkte etc. stattfinden

Möglichkeiten für Fitnessraum, Sauna, Musikraum und Erdkeller befinden sich im Keller und werden entsprechend den finanziellen Ressourcen der Gruppenmitglieder im Laufe der Zeit realisiert.Die Verwaltung dieser Räume erfolgt in Selbstorganisation. Die Mitglieder der Kerngruppe nutzen Elemente der Soziokratie und entwickeln in Arbeitsgruppen (Organisation, Finanzen & Recht, Kommunikation, Quartier, Planung etc.) Lösungen für organisatorische und praktische Fragen des Zusammenlebens.

Wohnen für wechselnde Bedürfnisse

Die Gruppe deckt in ihrer jetzigen Zusammensetzung eine große Bandbreite an Altersstufen und Lebenssituationen ab (Paare mit und ohne Kinder, Alleinstehende, Alleinerzieherinnen etc.). Diese Bandbreite soll auch im Zuge der Gruppenerweiterung erhalten werden, um die Synergien, die sich aus dem Zusammenleben verschiedener Generationen ergeben, zu nutzen. Dazu werden neben dem Aufnahmeverfahren für neue Gruppenmitglieder vor allem auch die die unterschiedlichen Typologien der noch nicht vergebenen Wohnungen beitragen.

Zusätzlich gibt es zwei Wohneinheiten, die je nach Bedarf der Nachbarwohnung angeschlossen oder von dieser abgekoppelt werden können. Damit wird den sich im Verlauf der Lebensphasen ändernden Platzbedürfnissen Rechnung getragen. In Phasen, in denen diese Einheiten nicht von den Nachbarwohnungen benötigt werden, können sie als Gästezimmer genutzt werden.

Zusätzlich zu den Wohnungen und Gemeinschaftsräumen ist eine Gewerbefläche (Erdgeschoß Haus 4) vorgesehen, die eine Verbindung von Wohnen und Arbeiten ermöglichen wird. Je nach Interessen der Projektmitglieder und Entwicklung des Areals Wildgarten wird diese als Café, Greißlerei, Seminar- oder Praxisraum genutzt werden.

Architektur
Städtebau

Die Baukörpergliederung und volumetrische Gestaltung orientiert sich an den Qualitäten und Vorgaben des Leitprojektes für den Wildgarten, das nach einem Europanwettbewerb in Anlehnung an das Siegerprojekt der spanischen Architekten Arenas/Basabe/Palacios erstellt wurde. Der Gartenstadtcharakter soll durch die Architektur verstärkt werden. Daraus ergeben sich kleinteilige und differenzierte Baukörper. Diese werden einfach gestaltet. Auf Vor- und Rücksprünge wird verzichtet, um ein möglichst ruhiges und selbstverständliches Gesamtbild zu vermitteln. Dieser Ansatz kommt auch dem Anspruch auf Energieeffizienz und der Wirtschaftlichkeit entgegen.

Funktion

Die Gemeinschaftseinrichtungen befinden sich im Erdgeschoß, im Keller und obersten Geschoß des Hauses 1 und sind alle barrierefrei zu erreichen. Bei Haus 2, 3 und 4 (2 bis 2 ½ geschossig) sollen die Zugänge über Stiegen so gestaltet werden, dass Treppenlifte leicht nachgerüstet werden können. Für den Transport von ca. 30 Fahrrädern in den Keller wird in Haus 1 eine Rampe ausgeführt. Zumindest 4 Fahrradplätze im Keller erhalten eine elektrische Ladestation. Abstellplätze für ca. 40 Fahrräder sollen im Erdgeschoss überdacht eingerichtet werden. Weitere 12 nicht überdachte Fahrradplätze sind für Besucher vorgesehen. Teilweise sollen anstelle von Balkonen die Wohnzimmer erweitert werden. Falt-Schiebe-Fensterfronten vermitteln im geöffneten Zustand das Gefühl eines Freiraumes.

Den Baugruppenmitgliedern wird in den oberen Geschossen die Variante Balkon oder Falt-Schiebe-Fensterfront angeboten. Die bei der Planung mitwirkenden Kerngruppenmitglieder bevorzugen die Balkonlösung. Die Wohnungen haben die Möglichkeit der Querdurchlüftung.

Konstruktion

Die Bauweise erfolgt in Beton mit Vollwärmeschutz. Die Fenster sind Holz-Glaskonstruktionen (Wohnbereiche) bzw. ALU-Glaskonstruktionen (Stiegenhäuser, Gemeinschaftsräume und gewerblich genutzte Räume)

Die Dächer werden extensiv begrünt, das Dach von Haus 1 wird als Gemeinschaftsdachgarten ausgebildet. Die Gemeinschaftseinrichtungen sowie die gewerblich genutzten Flächen werden weitgehend verglast. Der überdeckte Müllplatz und der außenliegende Abgang zum Keller werden berankt.

Ökologie

Die Bebauungsbestimmungen ergeben hinsichtlich des Verhältnisses der Gebäudehülle zu den Grundflächen ungünstige Werte. Daraus folgt eine große Herausforderung hinsichtlich der ökologischen Qualität des Ensembles. Es wird Niedrigenergiestandard erreicht, ohne kontrollierte Wohnraumlüftung einzusetzen. Dadurch entfallen Wartungskosten. Die Wärmeversorgung erfolgt durch die Fernwärme Wien. Die Baugruppe strebt eine Bauweise mit Tonziegeln ohne Vollwärmeschutz an, wenn das im wirtschaftlichen Rahmen möglich wird.

Für die Wohnungsfenster soll Holz zum Einsatz kommen.

Es werden ausschließlich im Baubook klimaaktiv gelistete Produkte verwendet.

Alle Dächer werden extensiv begrünt. Die Baustellenführung erfolgt in enger Kooperation mit der Baustellenlogistik der Wildgarten Entwicklungsges.m.b.H., die in der Nähe des Wildgartens eine örtliche Betonmischanlage bereitstellt.

Freiraum Erdgeschoss

Im Rose Garden wachsen zahlreiche Bäume, Sträucher und Stauden aus der Familie der Rosaceae. Das Thema Rosengewächse kann insbesondere auch für Kinder pädagogisch aufbereitet werden.

Die Platane als einziger Bestandsbaum bei Haus 1 soll erhalten werden.

Die Erschließung erfolgt mittels unbefestigter Wege, die als wassergebundene Decke, Trampelpfade oder mit Trittplatten ausgebildet sind.

Den Erdgeschoßwohnungen sind kleine Privatgärten vorgeschaltet, die aufgrund der Richtung Südosten abfallenden Topografie leicht erhöht zum gemeinschaftlichen Freiraum liegen.

Das Kinderspiel erstreckt sich über das gesamte Areal, die Aufenthaltsbereiche sind mit unterschiedlichen Sitz- und Liegemöbel ausgestattet.

Die Beleuchtung der Außenanlagen erfolgt mittels Wand-, Mast- und Pollerleuchten.

Während sich die Kreativwerkstatt in Haus 2 zum öffentlichen Büchergarten im Osten von Bauplatz 10 orientiert, öffnet sich der Marktplatz im Süden zum Straßenraum.

Freiraum Dachterrasse Erholung

Randlich angeordnete Pflanztröge rahmen die Terrasse ein und spenden Schatten.

Dachterrasse Gardening:

Wasserstelle, Gerätebox, Schnellkomposter und Arbeitstisch bilden die Infrastruktur fürs Gärtnern am Dach. Eine Schwelle, die zugleich als Sitzelement fungiert, erlaubt eine ausreichende Aufbauhöhe für die Rasenfläche. Eine Pergola spendet Schatten und wird mit einer Kletterrose berankt.

Die nördliche Nische gibt Raum für Spiel und eine Grillmöglichkeit.